Jeannette Fischer im Gespräch
Ist es eine Pandemie der Ungeimpften? Sind wir die Täter, die eine Gesellschaft in Geiselhaft nehmen? Oder ist es nicht vielmehr anders herum: wir als die Leidtragenden von Größenwahnsinnigen an der Macht und Opfer einer gehorsamen Mitläuferschar, die all dies klanglos geschehen lässt? Oder sind wir vielleicht alle Opfer, und zwar die eines todbringenden Virus und eines nie enden wollenden pandemischen Notstands?
“Der Narzissmus ist die wahre Pandemie und ohne diese höchst ausgeprägten Veranlagungen in unserer Gesellschaft gäbe es diese Krise auch nicht”, sagt Psychoanalytikerin Jeannette Fischer. Im Gespräch mit mir redet sie über die Destruktivität des Täter-Opfer-Diskurses und die Anerkennung der Differenz – das einzig Verbindende zwischen den Menschen, wie sie sagt. Wir sprechen über den Unterschied zwischen Furcht und Angst, die Psyche eines Bill Gates sowie die allgegenwärtige Sehnsucht nach Anerkennung, der Ursprung unserer vielen Übel.
Jeannette Fischer ist Psychoanalytikerin und Autorin aus Zürich. Sie beschäftigt sich mit den Fragen von Gewalt, Macht und Ohnmacht, den Auswirkungen fürsorgerischer Zwangsmaßnahmen, kuratierte zu diesen Themen Ausstellungen und drehte zwei Dokumentarfilme. Ihr Buch “Angst – vor ihr haben wir uns zu fürchten” erschien 2018.
Geführt und aufgezeichnet wurde dieses Gespräch am 14. November 2021 in Schochwitz, Deutschland.